Alles rund ums Herz

Das Herz ist der Motor unseres Blutkreislaufs und muss tagtäglich enorme Leistung bringen. Um so wichtiger ist es, dass dieser Motor rund läuft.

Bei Hund und Katze stehen vor allen Dingen Erkrankungen der Herzklappen und des Herzmuskels im Vordergrund. Viele Veränderungen können altersbedingt auftreten und daher auch Tiere betreffen, die Zeit ihres Lebens gesund waren. Jedoch gibt es auch angeborene Herzerkrankungen (kongenitale Anomalien), die unsere ganz jungen Patienten betreffen.

In der Kardiologie ist eine rechtzeitige Diagnose oft entscheidend. Je früher wir die Herzerkrankung erkennen, desto eher sind wir in der Lage, Ihrem Tier durch eine geeignete Therapie zu helfen. Oftmals reicht schon eine medikamentöse Therapie aus. Insbesondere bei angeborenen Herzerkrankungen ist manchmal auch ein Eingriff in Narkose (chirurgisch oder minimalinvasiv) notwendig. Manche dieser Eingriffe können wir hier im Zentrum für Tiergesundheit durchführen. Dazu gehört beispielsweise der chirurgische Verschluss eines persistierenden Ductus arteriosus (angeborene Verbindung von Hauptschlagader und Lungenarterienstamm). Für spezielle Eingriffe arbeiten wir mit der Vetmed Uni Gießen und der LMU München zusammen.

Sollte bei Ihrem Tier in der Allgemeinuntersuchung, zum Beispiel vor einer Impfung, ein Herzgeräusch oder eine Rhythmusstörung auffallen, dann lassen Sie dies unbedingt in unserer Kardiologiesprechstunde abklären. Gleiches gilt für Tiere, die unter Symptomen einer Herzerkrankung leiden. Diese können von vermindertem Appetit über Leistungsschwäche oder Husten bis hin zu Atemnot sehr unterschiedlich sein.

Bestimmte Rassen (z.B. Dobermann Pinscher, Cavalier King Charles, Perser, Maine Coon, Britisch Kurzhaar) neigen ganz besonders häufig zu Herzerkrankungen. Hier kann  ein jährlicher Check-Up in der Kardiologie auch bei jungen Tieren ohne Symptome sinnvoll sein. 

Leistungsspektrum

Allgemeine und kardiologische Untersuchung

Wenn Sie mit Ihrem Tier in der Kardiologiesprechstunde vorstellig werden, ist eine gründliche klinische Untersuchung der erste Schritt. Insbesondere auf die Auskultation (das Abhören von Herz und Lunge) wird dabei großen Wert gelegt. Auf diese Weise können häufig schon erste Befunde wie Herzgeräusch oder Rhythmusstörungen erfasst werden. 

Je nach Befunden schließen sich dann weitere diagnostische Schritte an (z.B. Herzultraschall, EKG). Welche Untersuchungen durchgeführt werden, ist abhängig vom jeweiligen Fall und wird individuell auf jeden Patienten abgestimmt.

Röntgen

Durch eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Thoraxröntgen) können wir in der Kardiologie erste Informationen über den Zustand von Lunge, Herz und großen Gefäßen erhalten. Liegt beispielsweise ein Herzversagen vor, dann ist eine solche Untersuchung oft unerlässlich, um herauszufinden, ob es durch das Versagen bereits zu einer Flüssigkeitsansammlung im Lungengewebe kam (Lungenödem). 

Aus diesem Grund ist eine Röntgenuntersuchung ein wichtiger diagnostischer Schritt in der kardiologischen Untersuchung, der oftmals mit einer Ultraschalluntersuchung des Herzens kombiniert wird.

In seiner Aussagekraft ist das Röntgen zwar der Computertomographie unterlegen, bietet aber dafür den Vorteil einer Untersuchung am wachen Patienten ohne Narkose und einer geringeren Strahlenbelastung.

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Röntgenbild einer Katze mit kardiogenem Lungenödem (Wassereinlagerung im Lungengewebe als Folge einer Herzerkrankung)

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Röntgenbild einer Katze mit kardiogenem Thoraxerguss (Flüssigkeit im Spaltraum zwischen Lunge und Brustwand als Folge einer Herzerkrankung)

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Röntgenbild eines Welpen mit PDA und Lungenödem (persistierender Ductus arteriosus/angeborene Verbindung zwischen Hauptschlagader und Lungenarterienstamm)

Echokardiographie

Die Echokardiographie ist die Untersuchung des Herzens mittels Ultraschall. Wird in der klinischen Untersuchung ein Herzgeräusch gehört oder besteht aus anderen Gründen der Verdacht auf eine Herzerkrankung (zum Beispiel aufgrund von Schwäche, Husten oder verminderter Leistung), dann schließt sich in der Regel ein Herzultraschall an.

Er ist eine der wichtigsten Diagnostikmethoden in der Kardiologie und ermöglicht es, das Herz in seiner Größe und Funktion sowie auch alle Herzklappen und den Blutfluss durch die Klappen zu beurteilen. Auf diese Weise kann die Diagnose einer Herzerkrankung gestellt werden. Zusätzlich kann auch eine Aussage über den Grad der Erkrankung getroffen werden und es wird festgestellt, ob Medikamente notwendig sind.

In bestimmten Fällen kann eine Herzultraschalluntersuchung sinnvoll sein, selbst wenn es keine Hinweise auf eine Herzerkrankung gibt – das gilt zum Beispiel für Tiere, die aufgrund ihrer Rasse eine besonders hohe Wahrscheinlichkeit für Herzerkrankungen haben (z.B. Dobermann Pinscher), Tiere die unter Erkrankungen der Lunge leiden oder für sehr alte Patienten vor einer Narkose.

Die Echokardiographie ist eine schmerzfreie und völlig risikofreie Untersuchung, die am wachen Tier ohne Narkose durchgeführt werden kann.

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Herzultraschallbild einer HCM (hypertrophe Kardiomyopathie) bei einer Katze. Zu sehen ist die Verdickung der Herzmuskulatur am linken Herzen.

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Herzultraschallbild einer RCM (restriktive Kardiomyopathie) bei einer Katze. Zu sehen ist die Vergrößerung beider Herzvorhöfe. Zusätzlich liegt ein Herzbeutelerguss als Begleiterscheinung des Herzversagens vor.

EKG und Langzeit-EKG

Das EKG (Elektrokardiogramm) ist die Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Herzens. Jeder Herzschlag ist die Folge einer elektrischen Erregung des Herzmuskels. Ein EKG ermöglicht, Störungen dieser elektrischen Erregung im Sinne von Rhythmusstörungen zu erkennen und ihren Schweregrad zu beurteilen. Ein EKG ist daher sinnvoll, wenn bei der klinischen Untersuchung der Verdacht auf eine Rhythmusstörung besteht oder aber eine Erkrankung vorliegt, die häufig mit Rhythmusstörungen einhergeht.

Die Untersuchung ist völlig schmerzfrei und erfolgt am wachen Tier ohne Narkose.

Das Ruhe-EKG ist eine kurze Aufzeichnung der Herzaktion, die hier in der Praxis durchgeführt wird. Ein Langzeit-EKG oder 24-Stunden-Holter ist eine Möglichkeit, die elektrische Erregung am Herzen über längere Zeit aufzuzeichnen, während das Tier seinem normalen Tagesablauf nachgeht. Das Langzeit-EKG wird dem Patienten in der Praxis angelegt und mit einem Verband um die Brust befestigt. Danach darf der Patient nach Hause und den Tag wie gewohnt verbringen. Am nächsten Tag wird das EKG in der Praxis abgenommen und durch unsere Kardiologin ausgewertet.

Ein Langzeit-EKG ist zum Beispiel sinnvoll, wenn Schwäche oder Ohnmacht auftreten und eine Rhythmusstörung als Ursache ausgeschlossen werden muss. Zudem gibt es bestimmte Rassen, bei denen ein Langzeit-EKG im Rahmen eines jährlichen Check-Ups auch ohne Symptome sinnvoll ist. Hierzu gehören Rassen, die besonders häufig von der dilatativen Kardiomyopathie und damit von lebensgefährlichen Rhythmusstörungen betroffen sind (z.B. Dobermann Pinscher, Irischer Wolfshund, deutsche Dogge).

Blutdruckmessung

Eine Blutdruckmessung ist eine schmerzfreie und risikolose Untersuchung. Sie wird zum Beispiel routinemäßig bei Nierenpatienten, aber auch bestimmten Herzerkrankungen (HCM/hypertrophe Kardiomyopathie) durchgeführt. Ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie) wirkt sich negativ auf das Herz aus, da dieses quasi gegen den hohen Druck abarbeiten muss. 

Folgeschäden am Herzen können entstehen und bereits vorhandene Erkrankungen können sich verschlimmern. Daher sollte ein erhöhter Blutdruck durch Medikamente behandelt werden.

Blutuntersuchungen

In der Kardiologie können wir im Blut bestimmte Herzwerte, die sogenannten kardialen Biomarker (Troponin I, NT-pro-BNP), als zusätzliche Untersuchung begleitend zum Herzultraschall bestimmen.

Weiterhin kann es bei Tieren, die wegen einer Herzerkrankung bereits Medikamente erhalten, sinnvoll sein, die Funktion der Nieren durch regelmäßige Blutuntersuchungen im Blick zu behalten. Auch eine Untersuchung der Blutsalze (Elektrolyte) ist bei Tieren mit Herzmedikamenten unter Umständen angeraten. Manche Medikamente wirken sich insbesondere auf die Konzentration von Kalium im Blut aus, sodass eine Überwachung und bei Bedarf eine Nahrungsmittelergänzung notwendig ist.

Zudem gibt es Herzerkrankungen, bei denen durch Blutuntersuchungen mögliche Ursachen oder Begleitfaktoren ausgeschlossen werden müssen. So kann eine Untersuchung der Schilddrüsenhormone oder aber eine Messung des Serum-Taurinspiegels (ein Proteinanteil im Blut) zur kardiologischen Untersuchung dazugehören.

Gen-Tests auf bestimmte Herzerkrankungen liegen in der Tiermedizin in einigen wenigen Fällen vor, sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten. Unsere Kardiologie berät Sie hierzu gerne.

Digitale Speicherung der Bilddaten

Durch die Digitale Speicherung von Ultraschallvideos, Röntgenbildern oder Computertomographien können alle unsere Ärzte rund um die Uhr auf diese Bilddaten zugreifen. Sie können beispielsweise für einen Vergleich zur Einschätzung des Fortschreitens einer Erkrankung genutzt werden. 

Gerne schicken wir auch Ihnen oder Ihrem Haustierarzt die Bilddaten Ihres Tieres zu, Sie benötigen hierfür lediglich einen kostenlosen dicomreader (Software zur Auswertung medizinischer Bilddaten).

Ihre Ansprechpartner:

Bild Heike Karpenstein Tierarzt
Dr. Heike Karpenstein
Bild Julia Lüdke Tierarzt
Julia Wichmann